Der Sinn des Lebens

 
Ein Leben ohne Selbstprüfung verdient nicht gelebt zu werden
— Platon
 

Die Reflexion und die Frage nach dem "Warum" stellt wohl die Geburtsstunde und älteste Erkundung der Philosophie dar. Man könnte auch behaupten, dass diese Frage uns als Menschheit definiert. Soweit wir wissen stellt sich kein anders Lebewesen auf diesem Planeten dieselbe Frage. Seit jeher hat sich daher eine unglaubliche Kraft und Ausstrahlung um diese Frage entwickelt. Denn der Mensch, der sein Leben für einen Moment anhält, und sich die Frage nach dem "Warum" stellt, findet sich plötzlich auf einer großen Reise wieder. Einer Reise zum Sinn des Lebens, zum Mittelpunkt des Daseins. Aber wohin führt uns diese Reise? Macht sie sich bezahlt oder macht sie das Leben unnötig kompliziert? Manche versinken durch sie in die unendlichen Tiefen der Leere hinab, andere hingegen erheben sich zu historischer Größe empor. Wem auch immer wir gleichen, eines bleibt immer ident. Der Reisende sucht immer das Ziel und der Heimkehrer ersehnt immer die Reise. Ist nicht der Weg der Mittelpunkt der Reise, das eigentliche Ziel? Doch ist die Vollendung eines Weges die Prämisse dieser Erkenntnis und somit erst Beginn der Erfüllung? Ist die Reflexion die Würze des Reisenden oder ist der Moment und dessen vollkommener Genuss der heilige Gral des Lebens? 

 
Der Reisende erwartet immer das Ziel und der Heimkehrer ersehnt immer die Reise.
— Mathias Erich
 

 

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens? 

Wir befinden uns in der Ära der illusorischen Allwissenheit, in der beinahe die gesamte Information des menschlichen Wissensstandes immer und überall aus der Luft abrufbar sind.
— Mathias Erich

An dieser Frage haben sich bereits so etliche Gelehrte der Geschichtsbücher und weit darüber hinaus gestoßen. Warum sind wir hier? Was hat das alles für einen Sinn?

Die vielleicht wichtigste Frage des Lebens ist sogar in unserer Ära der illusorischen Allwissenheit nicht eindeutig geklärt. Denn auch Allwissenheit ist begrenzt und mit Gewissheit nur scheinbar. Besonders in unserem Fall trifft dies den Nagel auf den Kopf. Die Menschheit im 21. Jahrhundert hat für alles die passende Erklärung parat. Und das mit einem durchschlagskräftigen, von Selbstsicherheit protzenden Überzeugungssiegel der Wissenschaft. Wir stehen kurz davor den von uns erschaffenen Maschinen intelligentes Leben einzuhauchen und schwarze Löcher am anderen Ende des Universums zu deuten ist scheinbar kein Problem, doch bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit oder dem Zweck des Lebens hält sie sich ein wenig zurück, die Wissenschaft. Warum bloß? Gibt es keinen Sinn? Oder passt dieser Sinn nicht in unsere Gesellschaft? Ist der Sinn des Lebens bereits restlos erklärt und bedarf deshalb keiner weiteren Aufmerksamkeit mehr? 

Charles Robert Darwin (* 12. Februar 1809 † 19. April 1882)

Charles Robert Darwin (* 12. Februar 1809 † 19. April 1882)

Das Universum besitzt keine Ordnung, keinen Sinn und kein Gut und kein Böse, sondern nichts als nutzlose Gleichgültigkeit
— Evolutionist Richard Dawkins

Die radikale Antwort auf diese Fragen ist kurz und prägnant. Denn gemäß der Evolutionstheorie sowie dem modernen Verständnis der Evolution, ist es traurige Tatsache, dass es keinen letzten Sinn des Lebens gibt. Das Leben ist bloß ein Zufall und an keinen übergeordneten Zweck gebunden. Glaubt man an diese naturwissenschaftliche Auffassung, ist somit jede Frage nach dem Sinn des Lebens völlig unangebracht und gegenstandslos. 

Diese Antwort ist gewiss ein harter Schlag für uns, von Natur aus reflektierende Wesen, die alles hinterfragen und seit jeher nach dem WARUM suchen. Wir verspüren gerne Sinnhaftigkeit in unserem Tun. Gut, dass diese ganze Evolutionstheorie schließlich nur eine Theorie ist und seit noch nicht einmal 200 Jahren besteht. Auch wenn sie derzeit eine große Anhängerschaft und weitläufige Akzeptanz erhält, bleibt eine Theorie eine Annahme und Spekulation. Denn wie so viele akzeptierte Annahmen unserer Wissenschaft werden diese früher oder später durch eine neue These oder einen Beweis widerlegt. Wäre auch nur eine Kleinigkeit an der bisher geltenden Evolutionstheorie abnorm, könnten wir wieder von einem Sinn, einer Sinnhaftigkeit oder einem Zweck sprechen. Auf der anderen Seite steht das markante Gegenstück, der Kreationismus. Er versagt in seiner zerstreuten Praxis allein schon durch seine Spaltung und bietet uns schier eine vollkommen manipulierte Sinnbildung. Dieser, von beiden Seiten, entzogenen Freiheit zu trotz, ist es von mehr Bedeutung denn je, den dahinter liegenden Sinn des Lebens zu erfragen und sich dem Gedankenspiel, zumindest einmal im Leben, zu ergeben. 

Machen wir uns also bereits für die Reise und blicken wir zurück in Zeiten vor Darwinismus und Kreationismus. Welche Auffassung über den Sinn des Lebens herrschte in Europa vor? 

Das philosophische Denken hat nicht, wie die Wissenschaften, den Charakter eines Fortschrittsprozesses
— Karl Jaspers

 

Eudaimonie - Epikureismus - Hedonismus

Die antiken Ansichten über den Sinn des Lebens

Das antike Denken der Philosophie und Wissenschaften gilt als Ursprung der europäischen Kultur. Noch bevor das Christentum in Europa dominierte und die Kirche lehrte, dass nur das Befolgen der sakralen Gebote dem Leben einen Sinn gäbe, beherrschten die Lehrmeinungen der Denker wie Sokrates, Platon, Aristoteles, Heraklit, Diogenes, Demokrit als auch Pythagoras und viele andere die Allgemeinheit. Sie alle haben sich mit der Frage der Fragen auseinandergesetzt und ihre weitreichenden Lehren gebildet. Die Glückseligkeit, auch Eudaimonia genannt, wurde unter vielen großen Philosophen der Antike als das höchste erstrebenswerteste Gut angesehen. Doch bei der Auslegung von Glückseligkeit und der Art und Weise, wie man glaubte, diese zu erlangen, spalteten sich die Geister. 

Laut Platon besteht der höchste Sinn des Lebens in der Wahrnehmung des Wahren, Schönen und Guten. Das Gute ist für Platon die höchste Instanz jenseits des Seins. In den Dialogen Platons ist zu finden, dass das Gute selbst nicht das Sein ist, es ragt über das Sein an Würde und Kraft hinaus. Für unsere Psyche und den Geist bzw. Seele wie Platon es beschreibt, ist das Gute ihre eigentümliche Blüte und Krönung. Platon nannte diesen Zustand in seiner berühmten Seelenlehre "Arete". Diesen Zustand zu erkennen und zu erlangen ist die wesentlichste aller Aufgaben. Für Platon besteht die Vollendung des Lebens aus einer philosophischen Reflexion. Aristoteles stimmt Platon zu und fügt noch die wissenschaftliche Forschung im Sinne eines kontemplativen Lebens hinzu. Eine kontemplative Haltung ist von Ruhe und sanfter Aufmerksamkeit bestimmt und auf eine Bewusstseinserweiterung ausgerichtet. 

Der Sinn des Lebens ist die Hingabe der kosmischen Fügung
— Stoa

Zenon von Kition sieht die Sinnhaftigkeit am Leben und das wahre Glück in der Apathie. Zu Zeiten der antiken Ethik war dieser Begriff noch gewöhnlich positiv konditioniert. Apatheia bezeichnete die Eigenschaft eines Dinges oder einer Person, keiner Beeinflussung durch etwas Äußeres zu unterliegen. Ein Leben frei von Affekten, Wünschen und Leidenschaften mit der Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen äußeren Schicksal wird für Zenon von Kition als Sinn unsers Daseins gesehen. Er beschreibt sie kurz als die Hingabe der kosmischen Fügung. Diese Unempfindlichkeit gegen die Wechselfälle des Lebens, der Sinneswahrnehmungen und Gefühlsbewegungen bedeute das wahre Glück und werden heute noch als die "stoische Ruhe" bezeichnet. Zenon von Kition gilt als Begründer der Stoa, einer der wirkungsvollsten philosophischen Lehrgebäude der Geschichte. 

© Claus Rinner, Andreas Wortberg, Peter Lümmen: Vergleichende Zeittafel der griechischen Geschichte.

Für Aristippos von Kyrene wiederum lag der Sinn des Lebens im gepflegten Genuss. Er war der Begründer des philosophischen Hedonismus. Es sei jedoch darauf zu achten, über die Lust zu gebieten und ihr nicht zu unterliegen. Die Grundhaltung besagt, dass es im Leben wertvoll sei die Lust und Freude auszukosten und Schmerz und Leid zu vermeiden. Aristippos von Kyrene unterscheidet drei Zustände der menschlichen Seele, die er gerne mit Meeresbewegungen gleichsetzte.

  1. Der Schmerz ist der Sturm der Seele

  2. Die Lust gleicht einer sanften Wellenbewegung und stimuliert die Seele

  3. Die Seelenruhe bildet den Zwischenzustand von Schmerz und Lust (Ataraxie)

Der Sinn des Lebens ist die Lust
— Hedonismus

Epikur bildete den Epikureismus wobei er die Grundsätze von Aristippos von Kyrene übernahm. Außerdem war er ein atomistischer Materialist, der hier insoweit dem Denken Demokrits folgte. Laut Demokrit besteht die Wirklichkeit aus rein materiellen Dingen. Da nun der Mensch ebenfalls ein materielles Wesen ist, muss auch der Zweck seines Daseins ein materieller sein. So vertritt Epikur die Meinung, dass der Sinn des Lebens in der balancierten Lust liegen muss. Aufgrund seines Verständnisses von Lust als Abwesenheit von Schmerz und seiner Befürwortung eines einfachen Lebens ist er aber vom Hedonismus, wie er allgemein verstanden wird, zu unterscheiden. Auch geht es im Epikureismus nicht um körperliche Genüsse, sondern darum, gerade diese Extreme zu vermeiden, da sowohl positive als auch negative Emotionen die Seele erschüttern, aus dem Gleichgewicht reißen und Leid verursachen. Laut Aristippos würde Epikurs Auslegung über den Sinn des Lebens eher in der Ataraxie liegen, was den Ansätzen Zenon von Kitions und seiner Apathie am nächsten kommen würde. Für Epikur bildete die maßvolle Befriedigung der Grundbedürfnisse die Basis der geistigen sowie seelischen inneren Freuden. Interessant sind die Voraussetzungen für diesen Zustand, sie waren für Epikur die Überwindung von Angst und Schmerz.

 

Angst als Opponent der Sinnhaftigkeit

Ich sehe Angst als ein Instrument der Herrschaft. Wer sie in uns zu schwingen bringt, der gewinnt unsere Kontrolle. Angst ist, genauer betrachtet, ein merkwürdiger Zustand der unter gründlicher Beobachtung vielleicht weniger mit Selbstschutz zu tun hat, als uns unterschwellig beigebracht wird. Der Verstand nimmt die ungewisse Zukunft an und projiziert sie in die Gegenwart in der sie uns negativ beeinflusst. Die extreme Angst ist dabei die noch weniger bedenkliche. Der seichten Angst, die auf Dauer mit uns schwingt und die uns in unserem Handeln und Denken beeinflusst, sollten wir mehr Aufmerksamkeit schenken. Kommt dieser Zustand aus der Vergangenheit, benennen wir ihn mit Schuld. Es sollte daher sehr darauf geachtet werden, wovor man Angst hat, wie uns diese Angst einschränkt und was sie aus uns macht. Denn die Angst ist der ideale Zustand für Manipulation und nimmt zu, je größer die Masse ist. Bedeutend ist, dass in unserer Zeit die Verbreitung von Angst zu einer eignen Industrie mutiert ist, welche sich international anbieten lässt. Sollen wir also gar nicht in den Genuss kommen uns Gedanken über die Sinnhaftigkeit unseres Daseins zu machen? 

 

Buddhismus

Der Buddhismus als Philosophie

Der Buddhismus kann aufgrund seiner Bestrebungen, hin zu einer introvertierten Spiritualität und weg von einem externen transzendenten Gott, durchaus als eine Art Philosophie betrachtet werden. Diese Philosophie beschäftigt sich mit der objektiven Wirklichkeit, die einen großen Einfluss auf unser Glück und dadurch auf den Sinn unseres Lebens hat. Mehr dazu in meinem Artikel rund um die objektive Wahrheit. Auch der 14. Dalai Lama liefert großartige Ansätze für unsere Sinnhaftigkeit, die frei von jeglichen religiösen Beschränkungen sind. "Ich weiß nicht, ob das Universum mit seinen unzähligen Galaxien, Sternen und Planeten irgendeinen besonderen Zweck erfüllt, aber zumindest eines ist klar: wir Menschen, die wir auf dieser Erde leben, sind vor die Aufgabe gestellt, auf glückliche Weise zu leben. Darum ist es wichtig, herauszufinden, was uns wirklich glücklich macht." Auszug aus dem Buch "Der Sinn des Lebens" von Dalai Lama. 

 
Familie und Glauben sind die Quellen der Geborgenheit und des Haltes in diesem Leben. Aller Sinn des Lebens ist erfüllt, wo Liebe ist
— Dr. Heinrich Gärtner
 

 

Temporärer Trend der Sinnhaftigkeit unseres Lebens

Nach der glückseligen Antike folgte das dunkle Mittelalter, welches erst durch die frühe Neuzeit und ihrer Aufklärung wieder entschärft wurde. Die Moderne brachte dann Philosophen wie Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer, Karl Marx, Ludwig Wittgenstein, Martin Heidegger und Friedrich Nietzsche sowie viele andere hervor. 

Wenn man sich nun den Verlauf der Zeitgeschichte und die Zusammenhänge mit der gängigen Meinung über die Sinnhaftigkeit des Lebens ansieht, so kommt man zu der Konklusion, dass wir uns gerade in der großen Epoche der individuellen Sinnfindung befinden. Auch wenn Konsum und die moderne Ablenkung vehement gegen eine Selbstreflexion arbeiten, definieren viele Menschen heute ihre Sinnhaftigkeit selbst. Denn der letzte große Sinneszwang des Ethizismus der Kirche, die den Sinn des Lebens in einer höheren Ordnung anlegte und sich der Einzelne unterzuordnen hatte, ist noch nicht lange her. Die natürliche Gegenbewegung liegt nun in der kleinen Revolution des Individuums. Der Individualismus, den auch die demokratische Führung einer Menschengruppe fördert, ist in vielen Teilen der Welt bereits im großen Gange. Durch diesen egoistisch ausgelebten Lebensstil gewinnt auch der Utilitarismus immer mehr an Bedeutung. In seiner einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: „Handle so, dass die Folgen deiner Handlung für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.“

Ist der Sinn des Lebens also dem Leben selbst einen Sinn geben? 

Kann uns niemand den Sinn des Lebens nennen, weil wir ihn selbst ernennen müssen? Gibt jeder seinem Leben selbst den Sinn? Mit Gewissheit gibt jeder seinem Leben einen Sinn, auch wenn wir dies nicht mit Bewusstheit tun. Auch kann der Fall eintreten, dass Menschen die ihrem Leben keinen eigenen Sinn geben, für einen Sinn anderer zweckgebunden werden. Besonders im totalitären Ausmaß ist dies, oder war dies, in der Geschichte der Menschheit, öfters zu beobachten. Doch fällt dabei immer auch, bei einhergehender Betrachtungsweise, eine Sinnhaftigkeit für das Individuum selbst weg. 

"Frage also nicht nach dem Sinn des Lebens. Definiere ihn" lautet scheinbar das Motto des 21. Jahrhunderts.

Unserem Leben den Sinn zu geben, den wir uns wünschen und dies dann auszuleben ist eine wunderschöne Vorstellung. Wären da nicht die kosmologischen Fügungen des Lebens, von denen Zenon von Kition sprach. Denn die Schwierigkeiten und Hindernisse, die uns oft im Leben begegnen, bremsen unsere Vorstellungen und Träume oder löschen sie gar radikal aus. Und selbst für all die Menschen, die ihre Ziele und Träume gar kinderleicht erreichen, liegt am Ende oft nicht die ersehnte Glückseligkeit. Und wieder dürfen wir uns fragen "Warum"?

Der Sinn des Lebens besteht darin, deine Gabe zu finden. Der Zweck des Lebens ist, diese Gabe zu verschenken.
— Pablo Picasso

 

Unsere Träume und Ziele

und warum sie uns nicht glücklich machen

Der Weg ist auf Dauer und das Ziel ist nur flüchtig
— Mathias Erich

Was ist mein Traum, mein Ziel, meine Vision und meine Bestimmung?

Die meisten Menschen haben Träume und somit einen gewissen Zustand im Kopf, den sie erreichen wollen, um glücklich zu sein. Doch warum geschieht es nur all zu oft, dass Menschen, die ihre Ziele erreichen, dennoch nicht "erfüllt" sind oder zufrieden? Warum erreichen so viele Menschen erst gar nicht ihre Ziele? Ich glaube, dass Problem liegt in der Erwartungshaltung. Es ist nicht entscheidend was wir erreichen, sondern ob uns das, was wir jeden Tag dafür tun, erfüllt. Erfüllt uns der Weg zu einem Ziel nicht, kann das eigentliche Ziel kaum Zufriedenheit und Glück mit sich bringen. Denn der Weg ist auf Dauer und das Ziel ist nur flüchtig. Der Moment ist der Weg und birgt Glückseligkeit in sich. Das Ziel ist der Verstand, der immer den Zustand von Vergangenheit oder Zukunft erzeugt. Das Ziel kann gar nicht zur Erfüllung führen, denn so etwas wie einen Endzustand gibt es nicht. Das Leben als auch der Verstand sind ständig in Bewegung. Beständigkeit ist eine Illusion. Kaum wurde etwas erschaffen, beginnt sein Zerfall. Kaum wurde etwas erreicht, schwindet sein Ansehen. Die Natur zeigt uns dieses Prinzip jeden einzelnen Tag und jeden wunderschönen Sommer. Sollten wir ihr nicht langsam glauben schenken? 

The iron Rule

Beim Bodybuilding gibt es eine unausgesprochene eiserne Regel. "Nur wer das Training liebt, darf seinen wohl geformten Körper behalten". Denn ohne Training beginnt der Zerfall. Wer einen Traum hat, muss den Weg dahin also mehr lieben als den Traum selbst. Erst dann wird der Traum zur Erfüllung und die Erfüllung zur Glückseligkeit. 

Für Menschen mit Träumen in ihren Herzen ist dies zwar nur schwer vorstellbar, aber es gibt auch Leute, die keine großen Ziele im Leben haben. Sie sind sich ihrem Lebensziel nicht bzw. noch nicht bewusst oder setzen sich ganz gezielt dem traumlosen Leben aus. Welchen Sinn hat das Leben für Menschen, die keine Träume und Ziele haben oder Schwierigkeiten sich auf welche festzulegen? 

 
Der Sinn des Lebens liegt nicht darin alles zu bekommen, sondern darin dass wir lernen nichts zu behalten.
— Anke Maggauer-Kirsche

 

Ein Leben ohne Träume und Ziele

 
Alle Lebewesen außer den Menschen wissen, dass der Hauptzweck des Lebens darin besteht, es zu genießen.
— Samuel Butler
 

Tiere denken, soweit wir wissen, nicht über den Sinn von etwas nach. Sie folgen ihrem Instinkt, sie leben den Moment. "Nur die Tiere wissen, dass der Sinn des Lebens darin besteht, das Leben zu genießen". Wir Menschen haben es uns dagegen sehr schwer gemacht. Durch das Hinterfragen des Lebens entstehen so einige Unannehmlichkeiten, von denen Tiere nicht betroffen sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass der hoch entwickelte Mensch sein Leben mit Arbeit verbringt und das niedrige Tier sein Dasein in Genuss und Erholung verweilt. 

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Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens. Das Gegenstück zur äußeren Stille ist innere Stille jenseits der Gedanken
— Eckart Tolle

Hat also der Mensch, der kein Ziel vor Augen hat und sein Leben von einem Tag zum anderen lebt den leichteren Zugang sein Dasein zu genießen? Der Genuss und die Glückseligkeit existieren nur im Jetzt. Daher haben diese Menschen es tatsächlich leichten ihr Leben in vollen Zügen zu genießen. Sie rennen keinem Endzustand hinterher und können sich daher ganz auf das Hier und Jetzt ausrichten. Dadurch erfahren sie mehr Freude am Leben. Auch der berühmte spirituelle Lehrer und Bestsellerautor Eckart Tolle spricht dem bewussten Leben im "Jetzt" eine große Sinnhaftigkeit des Daseins zu. Bernulf Kanitscheider, ein zeitgenössischer deutscher Philosoph, behauptet in seinem mehr philosophisch orientierten Buch "Entzauberte Welt – Über den Sinn des Lebens in uns selbst", dass es, wenn es überhaupt einen Sinn des Lebens gibt, es rein objektiv gesehen keinen anderen geben kann als hedonistisch zu leben. Diese Ansichten klingen wundervoll einfach umzusetzen doch der Mensch ist nunmal ein sehr komplexes Wesen. Und wenn wir diese, rein in der Gegenwart orientierte, Lebensweise genießen aber dabei immer nur auf äußere Impulse reagieren, ohne unsere inneren wahrzunehmen, kann es passieren, dass wir zu einem Punkt der Selbstreflexion gelangen, an dem uns plötzlich die Klarheit große Unzufriedenheit bereitet. Eine weitere Gefahr an einem Leben ohne eigene Ziele besteht darin, dass wir für Ziele und Träume anderer leben. Des Weiteren geben Träume, Glaube und Ziele bereits intrinsisch, also von ganz allein, eine gewisse Freude am Leben. 

Das Hier und Jetzt der Gegenwart

Der menschliche Verstand ist ein wunderbares und mächtiges Werkzeug, der durch das geistige Planen und Definieren eines Zieles große Taten vollbringen kann. Doch wir alle merken schnell, dass sobald wir den Verstand anhalten und wie wir es gerne nennen abschalten, ein tiefes Gefühl des inneren Friedens durch uns fließt. Den Verstand von der ständigen Positionierung im Zukünftigen oder Vergangenem abzubringen und ihn in den Moment der Gegenwart zu setzen, kann uns also ein mehr an Lebensfreude erfahren lassen. Tiere haben keine Wahl, sie kennen nur die Dimension des Moments. Wir Menschen aber können uns entscheiden, ob wir einem Traum hinterher jagen, der Vergangenheit nachweinen oder das Leben einfach nur genießen. Die Zukunft ist nur ein vom Verstand erschaffenes Konstrukt. Sie kann nur in unsere Erfahrung gelangen durch den tatsächlichen Moment des Geschehens der Gegenwart. Daraus muss folgen, dass bloß die Gegenwart von Bedeutung für uns ist. Womit ich sagen will, dass man sich durchaus Ziele im Leben stecken kann und Träume bis hin zu ihrer Vollendung bringt. Es geht rein um das Gefühl der Glückseligkeit und dieses Gefühl werden wir immer nur im Hier und Jetzt finden. 

 

Leid und Schmerz

Was aber, wenn uns das Hier und Jetzt nur Leid und Schmerz bringt? Wir können die Gegenwart des Schmerzes oder des Leidens kaum genießen und in ihr schwelgen, wenn wir nicht gerade masochistisch veranlagt sind. In dieser Situation kommt uns die Fähigkeit des Verstandes zu Gute, um aus dem tatsächlichen Moment der Gegenwart zu flüchten. Denn der Verstand kann uns durch diese schwere Zeit helfen und uns durch einen, in der Zukunft liegenden Lichtblick, sogar Kraft und Ausdauer schöpfen lassen. Einen berühmten philosophischen Ansatz hierzu liefert Viktor Frankl, der drei Jahre seines Lebens in einem Konzentrationslager des Deutschen Reichs verbrachte und dort zuerst seinen Vater, seine Mutter, seinen Bruder und letzten Endes auch seine Frau verlor. 

Nach Viktor Frankl kann der Mensch seinem Leben in jeder Situation Sinn abgewinnen oder auch geben, solange er bei Bewusstsein ist. Der ehemalige KZ-Häftling zieht aus dem Holocaust folgende Schlussfolgerungen: „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ Dies gilt selbst für Grenzsituationen. „Was ist der Mensch? Er ist das Wesen, das immer entscheidet, was er ist. Er ist das Wesen, das die Gaskammern erfunden hat; aber zugleich ist er das Wesen, das in die Gaskammern gegangen ist, aufrecht und ein Gebet auf den Lippen.“ Seine Eindrücke und Erfahrungen in den Konzentrationslagern verarbeitete er in dem Buch mit dem Titel: "… trotzdem Ja zum Leben sagen"

Durch Grenzsituationen werden wir selbst

Ähnlich wie Viktor Frankl sah Karl Jaspers in der Freiheit und dem Bewusstsein die entscheidende Basis für die Fragestellung über den Sinn des Lebens. Denn durch die Erfahrung von Grenzsituationen wird der Mensch zum eigentlichen Kern seiner Innerlichkeit zurückgeworfen, von dem aus er der Erschütterung durch die Extremsituation standzuhalten vermag. Dort gewinnt er den letzten transzendenten Halt und die Kraft des Lebens, aus der neue Lebensgesinnungen entwickelt werden können. "Auf Grenzsituationen reagieren wir daher sinnvoll nicht durch Plan und Berechnung, um sie zu überwinden, sondern durch eine ganz andere Aktivität, das Werden der in uns möglichen Existenz". Durch Grenzsituationen werden wir selbst. Diese zu erfahren und existieren ist für Karl Jaspers dasselbe. 

Eine wirklich freie Entscheidung über den Sinn des Lebens können wir also nur dann treffen, wenn unsere Grundbedürfnisse erfüllt sind und wir uns frei von Leid und Schmerz erfahren. Begegnen wir stattdessen Hunger, Durst, Schmerz, Angst oder Gefangenschaft, kann dies sehr schnell zu einem Verlust des wahr genommenen Lebenssinns führen. Die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse kann jedoch nicht mit der Sinnhaftigkeit unseres Daseins gleichgesetzt werden. Der Psychologe Abraham Maslow entwickelte hierzu ein Modell der Bedürfnishierarchie. Sie beschreibt menschliche Bedürfnisse und Motivationen in einer hierarchischen Struktur und besagt, dass die niedrigeren Bedürfnisse eines Menschen vor den höheren gestillt werden müssen. Das ist auch der Grund, warum heute mehr Menschen denn je in den Genuss kommen über den Sinn des Lebens zu reflektieren. In vielen Teilen der Welt geht es den Menschen so gut wie nie zuvor. Dennoch erfahren sich ein großer Anteil der Menschen als unglücklich. Mehr zur Maslow'schen Bedürfnshierachie und warum wir trotz unseres Wohlstandes unglücklich sind. 

 
Wir dürfen kaum sagen, dass wir weiter seien als Platon. Nur im Material der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die er benutzte, sind wir weiter. Im Philosophieren selbst sind wir noch kaum wieder bei ihm angelangt
— Karl Jaspers, Einführung in die Philosophie, 1950
 

 

Warum ?

Das Schlusswort.

Dieser Beitrag dient nicht der Predigt über denn Sinn des Lebens. Ich möchte bloß zu denken anregen, neue und alte Auslegungen aufzeigen und die Möglichkeit geben neue Verbindungen zu schöpfen. Ich möchte mehr die richtigen Fragen stellen als subjektive Antworten geben. Denn das Leben scheint wie ein Experiment in das wir hineingesteckt wurden. Obendrein hat uns niemand gesagt wozu dieses Experiment eigentlich dient. Was ist das Ziel? Wann haben wir den Sinn des Experiments erfüllt und wann haben wir versagt? Dadurch, dass wir keine konkreten Antworten haben, treiben wir einfach so im Leben dahin. Oder wussten wir warum wir dieses Experiment auf uns nahmen mit der Bedingung es zu vergessen? Ja, wir treiben dahin. Bis wir unser Leben für einen Moment anhalten und uns fragen welchen Sinn wir uns geben. 

Und wenn wir schon dabei sind das Leben zu hinterfragen, warum stellen wir dann nicht auch die Frage an sich infrage? Warum also nach dem Warum fragen? Hat es überhaupt Sinn über einen Sinn zu reflektieren? Muss überhaupt etwas einen Sinn haben? Was bringt ein Sinn überhaupt? Und kann ich diesen nach dem Tod mitnehmen, behalten oder abspeichern? Geben wir uns nicht doch nur dem Darwinismus hin und damit der generellen Zwecklosigkeit, wenn wir unserem Leben selbst einen Sinn geben? Oder ist es für uns Menschen vorgesehen, dass wir selbst Verantwortung für unser Dasein übernehmen und durch unseren freien Willen eine autonome Entscheidung für unser Leben treffen? Wenn dies unsere Bestimmung ist, wer oder was hat sie für uns vorgesehen? Haben wir überhaupt einen freien Willen? Vielleicht formuliere ich diese Frage in Zeiten der großen Massenmanipulation noch etwas spezifischer. Hat die Menschheit in ihrer Totalität einen freien Willen? Ich habe doch die Entscheidung darüber diesen Artikel zu veröffentlichen? Oder nicht? Habe ich mich bereits entschieden?

Sind wir nicht hier um uns zu Entscheiden sondern nur um herauszufinden
warum wir uns so entschieden haben? 

 

 
Wer einen Traum hat, muss den Weg dahin mehr lieben als den Traum selbst. Erst dann wird der Traum zur Erfüllung und die Erfüllung zur Glückseligkeit.
— Mathias Gruber
 
 

Mit der Lebensphilosophie der Alethik zu deiner inneren Wahrheit und zum Sinn deines Lebens:


Dieser Beitrag wurde verfasst von Mathias Gruber.

Was sind deine Gedanken zum Sinn des Lebens und zur Alethik? Was hältst du davon zuerst nach innen zu blicken um das zu finden was bereits in uns steckt, um dies dann der Welt hinzuzufügen?
Mehr zur eigenen inneren Wahrheit und zum alethischen Weg findest du im Blog
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Alles Liebe
Mathias “Mate” Φ